HDR Fotografie in 8 Schritten

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Spiegel Online hat kürzlich eine kurze Abhandlung über das Gebiet der HDR Fotografie veröffentlicht, mit dabei eine durchaus eindrucksvolle Fotostrecke sowie ein Link auf die Website von HDRSoft, die Entwickler eines bekannten und grundsoliden HDR Programms namens “Photomatix”.

Leider belässt der Spiegel es beim theoretischen Teil - mit diesem Tutorial will ich deshalb auf die Praxis der HDR-Fotografie eingehen:

HDR Fotografie ist das “Übereinanderlegen” von unterschiedlich belichteten Fotos ein und desselben Motivs. Durch Überbelichten treten Schatten hervor, durch Unterbelichten werden helle Stellen (z.B. der Himmel) besser erkennbar:

HDR, 6 HDR, 5 HDR, 4 HDR, 3 HDR, 2 HDR, 1 HDR, Final

  1. Motiv: Bewegte Objekte sind grundsätzlich tabu. Fürs erste HDR Bild eignet sich besonders ein Sonnenuntergang, wegen der dunklen Schlagschatten und der vereinzelt grellen Farben, wer von den ewigen Sonnenuntergängen genug hat sollte zumindest auf besagte Hellifgkeitsunterschiede achten.
  2. Kamera: Die Anforderungen an die Kamera selbst sind vergleichsweise gering: Sie sollte über einen manuellen Modus verfügen, alternativ reicht auch eine Belichtungsreihen-Funktion (”Bracketing”). Idealerweise setzt man den Weißabgleich fest um jeder Verfärbung vorzubeugen. Besitzer von analogen Kameras haben es ausnahmsweise besonders einfach.
  3. Aufbau: Die Kamera muss sicher stehen. Nachträgliche Änderungen an Belichtungszeit und Blendenöffnung müssen ohne Verschiebung des Geräts möglich sein. Ein schweres Stativ und ein sicher befestigter Fotoapparat eignen sich daher besonders gut. Abzüge gibts für weiche Böden (Gras) und wacklige Kugelstative ohne ausreichende Fixierung.
  4. Bilderserie: HDR Bilder zeichnen sich vorallem durch Farb- und Detailgetreue aus, daher ist es wünschenswert die Blendenöffnung hoch zu setzen (also die Blende möglichst weit zu schließen). Nachdem die Blende gesetzt wurde fängt man mit einer enorm unterbelichteten Aufnahme (-3.0) and und geht dann in 3-10 Bildern zu einer stark überbelichteten Aufnahme (+3.0) über. Die Anzahl der Bilder ist dabei nicht begrenzt - meist genügen jedoch 3 Bilder, mit 5 ist man auf der sicheren Seite. Vereinzelt findet man Verfechter des RAW-Formats, dabei wird das Rohbild direkt vom CCD abgespeichert, Weißabgleich oder ggf. auch Nachschärfung müssen dann per Software vom Fotografen erledigt werden. Als Belohnung für die Mühen enthält das RAW-Format dafür wesentlich mehr Bildinformation als beispielsweise ein *.jpeg.
  5. Überprüfen der Bilder: Am einfachsten läd man die Bilder auf den heimischen Rechner und anschließend in eine Dia-Show (Windows Bildanzeige, bzw Linux- oder Mac-Equivalent) und achtet auf mögliche Verschiebungen während die Bilder wechseln. Sollte alles in Ordnung sein gehts direkt zum nächsten Schritt, falls nicht muss man entweder einzelne Ausrutscher löschen oder den ganzen Prozess wiederholen.
  6. HDR Bild: Ein Bild im .hdr Format enthält alle Bildinformationen von sämtlichen Einzelbildern. Die Trial Version von Photomatix erzeugt solche Bilder (Im Menu unter HDR > Generieren) ohne Einschränkungen. Aber auch Photoshop ab Version CS2 weis mit HDR umzugehen (Datei > Automatisieren > HDR).
  7. Tone Mapping: Der eigentliche Teil der Arbeit ist das Extrahieren der “nützlichen” Bildinformationen aus dem HDR-Wust. Das oben genannte Photomatix kann eben das, allerdings wird das Bild in der Trial Version mit Wasserzeichen verunstaltet. Aternativ gibt es die kostenlose Basic Version von FDRSoft.
  8. Nachbearbeitung: In den meisten Fällen reicht Tonemapping bereits aus um ein sehr brauchbares Ergebnis zu erhalten. Dennoch ist es sinnvoll das HDR Bild in einem Grafikprogramm nachträglich in Helligkeit und Kurven zu verändern. Dazu öffnet man z.B. in Photoshop das Bild, selektiert die gesamte Bildfläche (Strg + A), kopiert den Inhalt (Strg + C) und fügt das Kopierte unter Datei > Neu in ein “normales” Bild ein. Ein Anheben der Kontraste ist oft nicht notwendig, stattdessen sollte man die Farbverteilung anpassen und mit den Kurven experimentieren.

Viele mögliche Ausgänge dieses Vorgangs sind auf Flickr ausgestellt.

16 Kommentare

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albert
schrieb am 14.09.08 um 19:52 Uhr:

ja und welche einstellung in sachen belichtungsszeit, iso, und blenendöffnung

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Arman
schrieb am 29.10.08 um 19:22 Uhr:

wenn ich RAW-Bild mache, reicht nur ein Bild? Dann muss ich dieses Bild mit unterschiedlichen Beleuchtungen erst in JPEG konvertieren?

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VerteX
schrieb am 7.12.08 um 9:43 Uhr:

@Arman:
es reicht nicht, nur ein Bild zu machen. egal ob du RAW oder JPEG machst. die unterschiedliche belichtung erreichst du ja nicht durch bildbearbeitung, sondern veränderte belichtzeit und blendengröße, welche du auch in RAW-bildern nicht nachträglich ändern kannst.

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Putzi
schrieb am 28.12.08 um 16:55 Uhr:

Mit meiner Kamera (Nikon D80) und passender Software
(Capture NX) kann ich bei einem normalbelichteten RAW-Bild die Belichtung nachträglich ändern und so Fotos mit verschiedenen Belichtungen aus einem Foto erstellen (-2 bis +2). Diese kann ich dann mit Photomatix verarbeiten. Sie werden automatisch in jpeg konvertiert.
Das Ergebnis bearbeite ich anschließend noch mit CaptureNX

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incoming81
schrieb am 4.02.09 um 12:08 Uhr:

@verteX: Das stimmt so nicht ganz. Es gibt einen gravierenden Unterschied zw. JPG und RAW, deswegen ist es möglich aus einem RAW HDRs zu erstellen.

@Putzi: Das ist vollkommen korrekt. Eine RAW-Datei enthält viel mehr Bildinformationen als ein JPG-Bild, daher können auch nachträglich Belichtungsstufen erstellt werden. Somit können HDRs aus einer RAW-Datei erstellt werden.

Siehe auch Flickr Gruppe zum Thema

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Malykay
schrieb am 6.06.09 um 22:17 Uhr:

Ich sitze den ganzen Tag vor dem Computer, und erstellte Grafiken für das Webdesign meiner Kunden.
Da freue ich mich wenn ich ab und zu, was für mich erstellen kann. HDR fotografieren macht echt Spaß, manche Bilder nutze ich auch für meinen Webdesign.
Deine Erklärung finde ich echt super, danke.
malykay

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Manuel
schrieb am 7.06.09 um 18:10 Uhr:

Ja der Meinung bin ich auch, wenn man den ganzen Tag nur Webdesign für eine Homepage macht. Braucht man was als Ausgleich, aus meinen HDR Bildern schöpfe ich immer eine Inspiration.
Schöne Grüße Manuel

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Peter
schrieb am 5.07.09 um 23:29 Uhr:

was für ein schlechtes Ergebnis ist denn da oben herausgekommen ? Viel zu künstlich und unscharf, also wenn schon eine "Anleitung" dann ein besserers Ergebnis ( Natürlichkeit/Kontrasumfang) und eine genauer Erklärung ! Sonst kann man sich auch die Arbeit sparen. Einfach traurig...

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Micha
schrieb am 6.07.09 um 15:57 Uhr:

Also ich habe beide Versionen (einzelbild RAW und Belichtungsreihe JPEG) merfach getestet.

Mein Ergebniss:

Der Vorteil an der Belichtungsreihe mit JPEG ist ganz glar der größere Kontrastumfang als mit RAW.

Der Nachteil an einer Belichtungsreihe mit JPEG ist das einfangen sich bewegender Objekte (Bäume, Sträucher, Menschen usw.). Das heist das es meist ein leicht verschwommenes Bild gibt.


Der Vorteil von RAW ist der, das man nicht zwangsweise ein Stativ benötigt und das man weniger Zeit braucht (was einen Fotografen aber nicht stören sollte^^). Außerdem kann man ohne Probleme sich bewegende Objekte als HDR ablichten.

Der Nachteil an der RAW-Variante ist ganz klar der das man nicht so viel Bildinformation geliefert bekommt wie mit einer Belichtungsreihe. Außerdem hat man wesentlich mehr Vorbereitungsaufwand bis man sein fertiges HDR bewundern kann. Denn man muss bevor das HDR berechnet wird aus der RAW-Aufnahme eine "Belichtungsreihe" im JPEG-Format erstellen.

Ich hoffe ich konnte euch auf die schnelle Helfen

MfG

Micha

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Wolfgang Stemme
schrieb am 13.09.09 um 8:11 Uhr:

HDR ist nicht zukunftsfähig, es sei denn, die Natürlichkeit der Aufnahmen kommen voll zur Geltung. Kann mir nicht vorstellen, daß die Fotografen hierzulande dieses in meinen Augen noch lange nicht ausgereifte "neue Format" umfassend nutzen. Anwenden läßt es sich zweifellos z. B. bei Kircheninnenaufnahmen um die Farben gut herauszustellen, bei Tieraufnahmen wie bei Libellen, sehe ich keinen Bedarf. Es handelt sich um ein Zusatzformat, mit dem man Fotos gut aufpeppen kann, allerdings wirken diese Fotos zumeist sehr künstlich und unnatürlich und haben mit dem fotografieren nichts gemein, es sei denn, man bezeichnet diese Art der Fotografie als "Digitale Animationfotos" in Foren etc. für Enthusiasten, die sich dafür begeistern können. Letztendlich wird der "Verbraucher" darüber urteilen.

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flo
schrieb am 1.12.09 um 14:00 Uhr:

ich glaube, dass sich eben genau diese Verbraucher für das HDR entscheiden werden, da es im Vergleich zum normalen Foto, ein wesentlich Kontrastreicheres und imposanteres Bild bietet, also ich persönlich bin der meinung, und spreche dort sicherlich aus dem munde vieler meiner generation(18+), der kommenden Generation, da wir mit so etwas aufwachsen, und uns stark von sokchen aufnahmen beeinflussen lassen!

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despo
schrieb am 8.12.09 um 15:29 Uhr:

Finde das erste Bild (HDR 6) immer noch am besten.
:-)
Was ist eigentlich HDR?
Herr der Ringe???
:-)

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j.j.wild
schrieb am 31.12.09 um 14:30 Uhr:

Hallo,
Sie schreiben unter 3. Aufbau, "Abzüge gibt es für weiche Böden". Die Lösung wären 3 Firstlattenhalter aus dem Baumarkt in den Boden stecken und das Stativ darauf stellen. Es steht sicher und man kann interessante Bilder im Wald und auf Wiesen machen.

:-)

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Marcus
schrieb am 7.02.10 um 15:41 Uhr:

@Peter, @Sullygan
Eure Kommentare sind wiedereinmal typisch DEUTSCH. Hier macht sich jemand die Mühe alles aufzuschreiben, um einen Einsteiger diese Fotografie zu erleichtern, und von euch kommt nichts anderes als Gemecker, Gemecker.... Herzlichen Glückwunsch, und nun sind wir wieder bei dem was 75% der deutschen Foren ausmacht, meckern was das Zeug hält, aber keine eigenen Leistungen erbringen, bzw. sich mal mit dem Verfasser in Kontakt setzen und ihn unterstützen um ZUSAMMEN ein besseres Ergebnis zu erreichen.
Nein, das ist in unserem Lande nicht möglich. Erstmal muss eine Leistung in Frage gestellt werden.

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Gexon
schrieb am 25.02.10 um 20:52 Uhr:

@ Despo

HDR = High dynamic range

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daishi666
schrieb am 9.03.10 um 16:41 Uhr:

Tolle Seite, vielen Dank und Hut ab vor dem Autoren.

Sehr schön, dass die Oh- und Ah-Effekte auch mit dieser sehr verständlichen Einführung in das Thema offen stehen.

Bei sowas macht es Spaß evtl. neue Seiten der Fotografie zu entdecken.
Ich persönlich werde mich da mal intesivst mit auseinander setzen.

Was das typisch "deutsche" Gemecker angeht, muss man es wohl allgemein hin als gegeben ansehen, dass es nicht immer nur rein positive Kritiken gibt.
Der eine nennt sie konstruktiv, der andere Gemecker.
Zum Glück muss man sich davon ja nichts annehmen.

Aber zurück zum Thema:

Schön, dass sich jemand diese Mühe gemacht hat!